Rundschreiben 0 _‚ S arkassenverband s 2533 Bgyern Rundschreiben Zielgruppe/n Autorlen Telefon Organisation Presse Vorstand Datum 09.12.2015 Recherche-Netzwerk Correctiv Das Recherche-Netzwerk Correctiv hat in Kooperation mit der FAZ einen Aufruf an interessierte Bürger gestartet. In den einzelnen Sparkassen sollen Fragen zum Geschäftsbericht und / oder den Jahresabschlüssen recherchiert werden. Correctiv und FAZ vertreten die These, dass das „System Sparkasse" geprägt ist von Intransparenz, Misswirtschaft und überhöhten Gehältern. Die von Bürgern recherchierten Daten sollen diese Thesen erhärten. Professionelle Redakteure werten die Daten aus und verdichten sie zu Geschichten. Diese sollen auf den Seiten von Correctiv und FAZ veröffentlicht werden. Der DSGV tritt diesen Bestrebungen in Abstimmung mit den Regionalverbänden in einem abgestuften Konzept entgegen und unterstützt die Sparkassen mit entsprechenden Maßnahmen. Sehr geehrte Damen und Herren, 1. Einleitung Mit der Kooperation von Correctiv und FAZ wird aus Sicht des DSGV eine neuartige Form des Journalismus erprobt, mit der Sparkassen und Verbände in Zukunft häufiger konfrontiert werden dürften. Bislang sind auf correctiv.net und im Print- bzw. Online-Auftritt der FAZ einige Artikel erschienen, die sich kritisch mit Sparkassen auseinandersetzen (z.B. „Die neun Probleme des Systems", faz.net vom 10.11.2015). Andere Medien haben in diesem Umfeld ebenfalls recherchiert (handelsblatt.de zur Spk Mönchengladbach) oder WamS (Übernahme der Thesen aus Correctiv-Berichten). Dabei sind die meisten Artikel nach dem gleichen Muster aufgebaut. Von Einzelfällen, bei denen es aus Sicht von Correctiv zu Auffälligkeiten gekommen ist, wird auf die gesamte Gruppe geschlossen. Es werden falsche Behauptungen aufgestellt („Kommunen müssen mit Steuergeldern für Verluste von Sparkassen geradestehen") oder alte Klischees erneut bedient („Trotz niedrigster Zinsen für Ausleihungen bei der EZB sind die Dispo-Zinsen hoch"). Eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema findet in den Artikeln nicht statt. Durch die Anwerbung von „Bürger-Reportern" durch Correctiv muss damit gerechnet werden, dass künftig nicht nur gelernte Journalisten, sondern auch ganz normale Bürger Erkundigungen über Geschäftszahlen von Sparkassen und deren Hintergründe einziehen und damit vermeintlich journalistisch tätig werden. DSGV und Regionalverbände sehen hier insgesamt neue Herausforderungen der Social-Media—Welt, die — verknüpft mit klassischen Medien - völlig neue Anforderungen an unsere Kampagnenfähigkeit, aber auch an die notwendige Transparenz in den einzelnen Häusern stellen. 2. Erste Maßnahmen Über ein regelmäßiges Monitoring verschaffen sich DSGV und Regionalverbände einen jeweils aktuellen Überblick über Veröffentlichungen. Entsprechende Reaktionen werden untereinander abgestimmt. Da die Berichterstattung zum übewviegenden Teil online und über die sozialen Netzwerke erfolgt, erfolgt auch die Reaktion von unserer Seite zurzeit übenrviegend im Netz. Unter dem Hashtag #CorrectivCheck wird auf Fehler in der aktuellen Berichterstattung hingewiesen. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Sparkassen, Regionalverbänden und dem DSGV hat ein Maßnahmenpaket geschnürt. Es soll die Sparkassen im Umgang mit Vertretern von Correctiv unterstützen. 3.HaHung Die Kommunikationsanforderungen an Sparkassen ändern sich derzeit grundlegend. Das Internet und zahlreiche SociaI-Media-Plattformen etablieren einen neuen Umgang mit Informationen. Offenheit und Schnelligkeit sind Maßstäbe, an denen Kommunikatoren künftig noch stärker als bisher gemessen werden. Correctiv und FAZ sind nur die aktuelle Herausforderung; ähnliche Fälle mit Anfragen von Bürgern oder Bloggern werden die Kommunikation der einzelnen lnstitute in Zukunft öfter beschäftigen. Es gilt, sich darauf einzustellen. DSGV und Regionalverbände empfehlen, dem Informationsbedürfnis von Journalisten und I oder Bürgern grundsätzlich selbstbewusst und offen zu begegnen. Jahresabschlüsse sollten auch über die Bekanntgabe im Bundesanzeiger hinaus zugängig gemacht werden. Geschäftsberichte sollten beispielsweise auch im Internet-Auftritt der einzelnen Häuser veröffentlicht werden. Dabei entscheidet jedes Haus selbstverständlich selbst, ob und wie einzelne Zahlen zugängig gemacht werden. Es gilt aber die Erkenntnis, dass der Anspruch an Sparkassen als Anstalten des öffentlichen Rechtes bzgl. Offenheit und Transparenz heute in der Bevölkerung wesentlich höher ist als jemals zuvor. 4. Balance Richtigstellung vs. Offenheit Für den Umgang mit „Bürger-Reportern" oder Bloggern ergeben sich für Sparkassen neue Anforderungen. Informationen, die diese Gruppen erhalten, werden im Netz hochgeladen. Sie sind in kürzester Zeit für jeden sichtbar. Hintergrund-Informationen, wie sie bislang den klassischen Journalisten zur Einordnung eines Sachverhaltes gegeben wurden, sind bei diesen Gruppen nicht möglich. Informationen müssen also die Balance zwischen notwendiger Richtigstellung einer falschen These und Grenzen der Offenheit wahren. Hierzu empfiehlt es sich aus Sicht des DSGV und der Regionalverbände, Grenzen der Offenheit zu begründen. Wer weiß, warum er eine Information nicht bekommen kann, ist eher bereit, dies zu akzeptieren. 5. Haupt-Themenbereiche Correctiv arbeitet themenbezogen. Dabei wird jeweils ein Aspekt herausgesucht und beispielhaft bei verschiedenen Sparkassen untersucht. Damit wird die bereits bestehende Grundthese gestützt. Derzeit sind es hauptsächlich neun Themenbereiche, die von Correctiv mit Unterstützung der „Bürger-Reporter" untersucht werden. Im Einzelnen geht Correctiv von folgenden Thesen aus: - Die Gewinne von Sparkassen erhöhen das Budget der Städte und Gemeinden. - Kommunen müssen mit Steuergeldern für Verluste von Sparkassen geradestehen. Trotz niedrigster Zinsen für Ausleihungen bei der Europäischen Zentralbank sind die Dispo—Zinsen hoch. Es gibt bei Sparkassen keine externen u. unabhängigen VWtschaftsprüfer. Sparkassen werden immer unrentabier. Der Gewinn der Sparkassen geht zurück. Die Sparkassen machen „schlechte Geschäfte". Die Sparkassen haben ein ineffizientes System. Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen setzen wie die großen Banken auf fremdes Kapital, was immer Risiken ausgesetzt ist. Anhand dieser Themen will Correctiv auch recherchieren, ob beispielsweise bei einer Fusion Mittel von den Trägern zugeschossen wurden oder wie hoch Gehälter und Pensionen der einzelnen Vorstände sind. 6. Empfohlene Maßnahmen Sparkassen wird empfohlen, möglichst offen mit Anfragen zum Geschäftsbericht umzugehen. Die grundsätzliche Bereitschaft zur Beantwortung von Fragen sollte erkennbar sein. Die Kontakte zu den bekannten Lokaljournalisten können für die Berichterstattung zu einzelnen Geschäftsfeldern proaktiv genutzt werden. Was bereits veröffentlicht ist, verliert an Interesse. Online können Geschichten hinter den Zahlen veröffentlicht werden. Sparkassen tun vielfach Gutes und reden zu wenig darüber. Beispielsweise über die Eröffnung von Bürgerkonten oder die Unterstützung von Schuldnerberatungsstellen. 7. Unterstützung für die Institute Bis Jahresende: ein erstes Argumentationspapier mit Kurzargumentationen zu den einzelnen Themenblöcken. Beispielhafte Aufbereitung, wie einzelne Themen vertieft abgearbeitet werden können. Im Januar: Leitfaden zum Umgang mit „Bürger-Reportern" und Bloggern. Ab Januar: über die SociaI-Media—verantwortlichen der einzelnen Regionalverbände wird bei Bedarf (Ergebnisse des Web Monitorings) über die aktuellen Entwicklungen zu Correctiv berichtet. Laufend: Weitere Argumentationen für aktuelle Anfragen; über die Regionalverbände werden die einzelnen Häuser mit Musterargumentationen versorgt. Freundliche Grüße i. A. Alois VVIrth l3