Quelle: DPA Datum: 07.04.1993 Titel: jugend/rechtsextremismus die ministerinnen und die skins: am ende ein erinnerungsfoto von dpa-korrespondentin kristina dunz jugend/rechtsextremismus die ministerinnen und die skins: am ende ein erinnerungsfoto von dpa-korrespondentin kristina dunz = magdeburg (dpa) - die szene wirkt beinahe unecht: skinheads sind auf du und du mit zwei bundesministerinnen. sie spielen angela merkel (cdu/jugend) und sabine leutheusser-schnarrenberger (fdp/justiz) "rechte musik" auf dem schlagzeug vor. zum abschluss des treffens in dem jugendklub "brunnen" - inmitten der riesigen plattenbausiedlung von magdeburg-nord - wird am dienstag abend sogar noch ein erinnerungsfoto geschossen. nach dreistuendigem gespraech fahren die politikerinnen wieder nach bonn zurueck. schon den ganzen nachmittag wurden die gespraechsbereiten skins von hardlinern scharf beobachtet und zurechtgewiesen. einer, der nach seiner politischen einstellung befragt mit "anknuepfen an die ideale" der hitlerzeit antwortet, bekommt einen seitenhieb vom nachbarn. der die jugendlichen betreuende pfarrer uwe koch glaubt, dass vor dem hintergrund der gerade beendeten "elbterrassen"-prozesse in der szene angst vor solchen aeusserungen herrscht. das gericht hatte nicht klaeren koennen, wer von den 60 skins, die im mai 1992 die magdeburger gaststaette "elbterrassen" ueberfielen, den 23 jahre alten punker thorsten lamprecht erschlug. angela merkel sucht in dem gespraech mit den jugendlichen die konfrontation. sie fragt nach reisen ins ausland nach der wende, nach kontakten zwischen rechten und linken und hintergruenden fuer eine rechtsradikale einstellung. auch lamprechts tod spricht sie an. die skins sind still, als die jugendministerin selbstkritisch sagt, dass mit der wiedervereinigung viel fuer strassen und klaeranlagen getan, aber die jugend vernachlaessigt wurde. merkel will kommunen und laender in die pflicht nehmen, wenn ihr "aktionsprogramm gegen aggression und gewalt" 1994 auslaeuft. der "brunnen" wird wie drei weitere jugendeinrichtungen im magdeburg vom aktionsprogramm finanziert. sozialarbeiter sollen dort moeglichen fremdenfeindlichen und gewalttaetigen ausschreitungen von rechtsorientierten jugendlichen vorbeugen. das bundesfrauenministerium hat ausgerechnet, dass die 97 000 jungen menschen der insgesamt 275 000 einwohner sachsen-anhalts mit 27 kinder- und jugendfreizeitzentren auskommen muessen. in dem mit magdeburg vergleichbaren muenster in nordrhein-westfalen gibt es allein 81 einrichtungen. 54 prozent der zehn- bis 14jaehrigen kinder in magdeburg verbringen ihre freizeit auf der strasse. das schlimmste fuer viele "brunnen"-skinheads ist die arbeitslosigkeit. das schlimmste fuer pfarrer koch ist, wenn sie bei ihrer suche nach halt und orientierung in die faenge rechtsextremer parteien geraten. vor einem jahr seien in magdeburg von rechtsradikalen aus dem westen "kuebelweise goebbels-reden ausgeschuettet worden", doch nur mit maessigem erfolg. 99 prozent der skins im zentrum haelt er fuer nicht faschistisch. vielleicht klebt das erinnerungsfoto einmal in familienalben einstiger skins. dpa os el 071102 apr 93 nnnn Quelle: DPA Datum: 28.02.1993 Titel: medien/gewalt (wochenendzusammenfassung) gewalt im fernsehen: politikerinnen wollen dagegen kaempfen intendant: "abstumpfungs- und verbloedungsmaschinerie" medien/gewalt (wochenendzusammenfassung) gewalt im fernsehen: politikerinnen wollen dagegen kaempfen - intendant: "abstumpfungs- und verbloedungsmaschinerie" = hamburg (dpa) - politikerinnen der bonner parteien haben der gewalt im fernsehen den kampf angesagt. "ein normaler jugendlicher hat bis zu seinem 18. geburtstag an die 20 000 gewalttaten, morde und verbrechen angesehen", schilderte die stellvertretende spd-fraktionsvorsitzende herta daeubler-gmelin in der "bild am sonntag". sie sprach sich fuer ein verbot der unterbrechenden werbung aus, da diese zu immer "grausameren szenen" fuehre, um die zuschauer am bildschirm zu halten. justizministerin sabine leutheusser-schnarrenberger (fdp) wies auf den zusammenhang zwischen zunehmender gewalt an schulen und auf dem bildschirm hin. "die abstumpfung unserer kinder gegenueber den leiden anderer ist bestuerzend. ich bin ueberzeugt, dass primitiv-gewaltprogramme im fernsehen ebenso wie schundstreifen auf video dafuer verantwortlich sind." die jugendpolitische fdp-sprecherin, margret funke-schmidt-rink, forderte eine "staendige abruestungskonferenz gegen gewalt im fernsehen". bundesfrauenministerin angela merkel (cdu) erklaerte bei einer cdu-tagung in wanzleben bei magdeburg, die privatsender seien spitzenreiter bei der herabwuerdigung von frauen in sexfilmen. sie verlangte repraesentativ besetzte selbstkontrollgremien, eine bessere kooperation aller jugendkontrollkommissionen und medienkunde als unterrichtsfach an den schulen. der intendant des mitteldeutschen rundfunks (mdr), udo reiter, erklaerte, nach der einfuehrung der privatsender sei das fernsehen eine "wirkungsvolle abstumpfungs- und verbloedungsmaschinerie" geworden. indizierte filme duerften nicht gesendet, verstoesse muessten sanktioniert werden. dpa cf gs 281508 feb 93 nnnn Quelle: ADN Datum: 07.04.1993 Titel: rechtsextremismus/minister/treffen bundesministerinnen trafen sich mit rechtsgerichteten jugendlichen rechtsextremismus/minister/treffen bundesministerinnen trafen sich mit rechtsgerichteten jugendlichen= magdeburg (adn). bundesjustizministerin sabine leutheusser-schnarrenberger (fdp) und bundesjugendministerin angela merkel (cdu) haben sich am dienstag abend in einem magdeburger jugendklub mit rechtsgerichteten jugendlichen getroffen. in dem von sozialarbeitern betreuten "brunnenhof" im neubaugebiet neustaedter see wurden die bonner politikerinnen von rund 50 sogenannten rechten, skinheads und hooligans erwartet. seit der wende werde in den neuen bundeslaendern viel getan, um strassen, klaeranlagen und die wirtschaft wiederherzustellen. es sei jedoch an der zeit, mehr fuer die menschen direkt zu tun, sagte merkel vor den jugendlichen. leutheusser-schnarrenberger erklaerte, sie sei sonst nur fuer die repressive seite zustaendig und moechte sich in begegnungen vor ort ein genaueres bild machen. politiker sollten mehr das offene gespraech suchen und sich "um klare antworten nicht herumdruecken", meinte die justizministerin. ihr gehe es darum, junge leute zu verstehen, um so moeglichkeiten fuer die vorbeugung von straftaten zu finden. die jugendlichen machten deutlich, dass sie "von der regierung, so wie sie jetzt ist", nicht die loesung der probleme erwarten. als solche nannten sie arbeitslosigkeit, unbezahlbare mieten, perspektivlosigkeit der jugend. sie betonten ihre nationalgerichtete position. nicht alle ideale der nazis seinen falsch gewesen. deshalb sei es fuer sie unverstaendlich, dass die symbole dieser zeit verboten sind. das asylantenproblem sei fuer sie nach wie vor unbefriedigend geloest. rechts zu sein bedeute fuer sie, nach einem "stolzen vaterland" zu streben, das "kameradschaftlich zusammenhaelt". auf die frage, wen sie derzeit waehlen wuerden, lautete die antwort: "keine der etablierten parteien." die jugend wuerde bei der naechsten wahl "denkzettel verteilen", hiess es. (auch landesdienst) lsa/kau/mkl 070512 apr 93 Quelle: AP Datum: 07.04.1993 Titel: gewalt/dialog-1 korr. "aber sie kennen wir vom fernsehen" (2 teile) gewalt/dialog-1 korr. "aber sie kennen wir vom fernsehen" (2 teile) utl: die bundesministerinnen leutheusser-schnarrenberger und merkel diskutierten mit magdeburger skinheads von ap-korrespondentin birgitt poetzsch = magdeburg (ap) anfangs sassen sie sich doch etwas steif gegenueber: die bundesministerinnen sabine leutheusser-schnarrenberger und angela merkel an einem aus bescheidenen stuehlen und tischen notduerftig zusammengezimmerten praesidium auf der einen seite - ihnen gegenueber rund 50 junge magdeburger aus der skinhead-szene. bernd springer, sozialarbeiter im magdeburger jugendprojekt "brunnen", das am donnerstag abend gastgeber des ungewoehnlichen dialogs war, stellte vor: "hier treffen sich seit weit ueber einem jahr jugendliche, die von sich selbst behaupten, rechts zu sein. ich selbst bin nicht rechts. das wissen die jungen und maedchen. trotzdem haben wir im umgang miteinander keine probleme. wie mir sollte es auch anderen menschen gehen". "und was versteht ihr unter rechts?", wollte justizministerin leutheusser-schnarrenberger von den 15- bis 25jaehrigen wissen. ein junger mann mit dem fuer die szene typischen kahlen schaedel anwortete: "unsere kleidung ist anders als die der linken zum beispiel. rechts sein heisst fuer uns auch, kameradschaft halten und vor allem sich gemeinsam gegen die richten, die gegen uns sind". und ein anderer ergaenzte: "wir werden hier in diesem staat verurteilt fuer dinge, mit denen sich die erwachsenen lieber auseinandersetzen sollten. ich meine bestimmte symbole, zeichen des nationalsozialismus. damals war bestimmt nicht alles das groesste, aber manche sachen waren doch auch nicht schlecht." die fdp-politikerin leutheusser-schnarrenberger mahnte: "andere menschen, andere voelker wurden von den nazis vernichtet." und ihre cdu-kollegin merkel hakte auch gleich nach: "und wozu braucht ihr die alten symbole, ihr lebt doch in einer ganz anderen zeit?", fragte sie. einer von den "glatzen" bringt die meinung seiner kumpel auf den punkt: "wir wollen unsere verbundenheit zeigen. hitler hat arbeit geschaffen und deutschland von den auslaendern sauber gemacht." ob es denn neben den rechten und linken in den schulen und betrieben magdeburgs auch welche gebe, die sich aus allem heraushalten, wollte die justizministerein wissen. "mit den linken reden wir ueberhaupt nicht. aber eine meinung muss man haben. neutral sind die, die sich der masse anpassen. mitlaeufer zu sein, heisst fuer uns schwachsinn", klaerte sie einer der skinheads auf. weil man sich unter den rechten so gut verstehe, treffe man sich taeglich hier. der "brunnen" ist eines der vier projekte aus dem aktionsprogramm gegen aggression und gewalt, die bis 1994 vom bundesjugendministerium mit insgesamt 700.000 mark jaehrlich finanziert werden. kurz vor der jahreswende im dezember allerdings hat es im "brunnen" ein grosses feuer gegeben. die brandstifter wurden nie gefunden. jetzt haben die jugendlichen selbst zur farbe gegriffen und bringen nach und nach alles wieder in ordnung. mehr ap/poe/kn/ 070958 apr 93 Quelle: ADN Datum: 07.04.1993 Titel: sachsen-anhalt/skins/merkel was ist das beste fuer deutschland? - zwei bundesministerinnen im gespraech mit rechtsgerichteten jugendlichen in magdeburg --von adn-korrespondentin ingrid aulich-sachsen-anhalt/skins/merkel was ist das beste fuer deutschland? zwei bundesministerinnen im gespraech mit rechtsgerichteten jugendlichen in magdeburg --von adn-korrespondentin ingrid aulich--= magdeburg (adn). schauplatz des seltenen geschehens war ein projekt fuer "rechtsgeneigte" jugendliche im magdeburger wohngebiet neustaedter see. zwei bundesministerinnen unternahmen den mutigen versuch eines gespraechs mit jungen leuten, die nicht gerade den ruf geniessen, fuer politikerweisheiten besonders zugaenglich zu sein. justizministerin sabine leutheusser-schnarrenberger (fdp) und jugendministerin angela merkel (cdu) besuchten am dienstag abend den jugendtreff im ehemaligen kindergarten "am brunnenhof". seit anderthalb jahren ist er begegnungsstaette fuer skins, hooligans, rechte und stinos (stinknormale). etwa fuenfzig "glatzen" waren der "einladung zum gespraech" gefolgt. am ende war der kreis wohl zu gross. so blieb es beim schleppenden wortwechsel. die jugendlichen machten kein hehl daraus, dass sie "von der regierung, so wie sie jetzt ist", nicht die loesung draengender probleme erwarten. sie nannten arbeitslosigkeit, unbezahlbare mieten, keine perspektiven fuer die jugend. ihre sehnsucht sei "ein stolzes vaterland", wo man "kameradschaftlich zusammenhaelt und sich nicht gegenseitig anscheisst." nicht alles am nationalsozialismus waere falsch gewesen, so die jugendlichen. sie fragten: "warum werden die symbole dieser zeit bis heute verfolgt?" einmal muesse ein schlussstrich unter die geschichte gezogen werden. schliesslich habe jedes volk einmal einen krieg gefuehrt. ihr motto "das beste fuer deutschland" jedoch schliesst auslaender aus. den vorschlag, "alles was da ueber die grenze kommt auf einen haufen treiben und einen zaun drum ziehen", ueberhoerten die auf verstaendigung bedachten frauen aus bonn. warum denn diese konfrontation, die einen rechts, die anderen links? es gaebe doch die goldene mitte, meinte angela merkel. "das sind die, die sich immer dem staerksten anpassen, die mitlaeufer. eine meinung muss man schon haben", wurde ihr bedeutet. ob es seit der wende denn nicht doch ein bisschen besser geworden sei? "nicht fuer mich," lautete die lakonische antwort eines jugendlichen. mit seinem metallberuf habe er in magdeburg keine chance. danke fuer die angebote aus braunschweig und hannover. jeder muesse das recht haben, zu arbeiten, wo er lebt. umschulung? ein "hinhalteprogramm"ss. aber, die moeglichkeit zu reisen, wird sie genutzt? nur einer meldete sich: rom, stinklangweilig. fehlanzeige. und auch auf die frage, wen sie denn derzeit waehlen wuerden, gab es eine prompte antwort: "keine der etablierten parteien." wenn, dann eine, die wider den stachel loeckt. die jugend werde bei der naechsten wahl "denkzettel" verteilen. die ministerinnen gaben sich unerschrocken, aber nachdenklich. zum schluss waren ausschliesslich sie die fragenden geblieben. wissen wollte von ihnen wollte niemand etwas. interessiert liessen sie sich durch das haus fuehren, das die jugendlichen begonnen haben, selbst zu renovieren. bei einer auseinandersetzung mit linken zwei tage vor silvester war einiges zu bruch gegangen. auch scheint es geraten, mit der hauseigenen "oi-band" in den schalldichteren keller zu ziehen. die beziehung zu den wohngebietsnachbarn vertraegt keine weiteren belastungen. aber ihren treffpunkt, den brauchen sie, darauf wollen sie auf keinen fall wieder verzichten, sagen sie. hervorgegangen ist das projekt "brunnenhof" aus der jugendarbeit der evangelischen kirche. gefoerdert wird es aus sonderprogrammen des bundes. streetworker und abm-leute begleiten es. der "brunnenhof" ist eines von fuenf zentren fuer rechtsgerichtete in sachsen-anhalt und eine "durchaus sinnvolle geldausgabe des bundes", wie einer der betreuer betonte. (auch landesdienst) lsa/kau/koe/tba 070913 apr 93